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Willkommenskultur für junge FrauenÜberdurchschnittlich viele weibliche Auszubildende bei Iserlohner Industriekettenhersteller THIELE
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Auch wer schwerste Ketten für Hebe- und Fördertechnik produziert, muss seine Fachkräfte von morgen nicht nur unter Männern suchen. Das Iserlohner Familienunternehmen THIELE setzt mit Erfolg auf die offensive Nachwuchswerbung bei Mädchen und jungen Frauen: Rund ein Fünftel der Auszubildenden in den technischen und IT-Berufen sind weiblich. Die meisten von ihnen haben sich nach einem Praktikum für diesen Betrieb entschieden, in dem das Miteinander von Frauen und Männern auch in der Produktion so selbstverständlich ist, dass sie sich hier anerkannt und gut aufgehoben fühlen. 

Praxisbeispiel

Aktive Nachwuchswerbung

Als Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb und Familienfreundliches Unternehmen ist die THIELE GmbH & Co. KG offen für neue Wege in der Gewinnung von Mitarbeiter/-innen. Und dazu, so Geschäftsführer Dr. Günther Philipp, gehört auch das verstärkte Werben um weibliche Nachwuchskräfte für die gewerblich-technischen Berufsfelder. Hier spielen beim Auswahlprozess nicht nur fachliches Können, sondern vor allem auch soziale und methodische Kompetenzen der Jugendlichen eine große Rolle. „Für den fachlichen Teil der Ausbildung sind wir verantwortlich, Zuverlässigkeit und soziales Miteinander sollten sie schon im Gepäck haben“, so Heike Hänsler, Ausbildungsleiterin.

Mit einem Anteil von über 20 Prozent junger Frauen in der MINT*-Ausbildung hat das Familienunternehmen hier bereits eine Vorreiterrolle.

So war THIELE schon in 2015 auch Gastgeber der „MINT Road Show Märkischer Kreis“. Besonderes Augenmerk galt dabei den Mädchen und jungen Frauen, die in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen immer noch unterrepräsentiert sind. Ein Ergebnis der Road Show: Der Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte erfordert auch die Suche nach passenden Wegen  der Ansprache. Gerade für die Mädchen sind eigene Erlebnisse und persönliche Geschichten aus dem betrieblichen Alltag bei der Berufsorientierung wichtig.

Genau dies ermöglicht man bei THIELE den jungen Frauen schon längst und ermutigt sie, eigene Erfahrungen zu machen und ihren Platz im Unternehmen zu finden. Der Familienbetrieb stellt sich beispielsweise auf Ausbildungsmessen vor; pro Jahr werden bis zu 70 Praktikumsstellen vergeben, viele davon gezielt an junge Frauen. Für Andreas Kemper, Ausbilder bei THIELE, ist auch die gute Willkommenskultur ein wichtiger Grund für die Attraktivität der Firma bei Bewerberinnen.

Mehr noch: Man kommt ihnen entgegen und findet Möglichkeiten und Wege für sie. Wie bei Annalena Stoppa, Auszubildende bei THIELE, die das technische Interesse von ihrem Vater mitbekommen hat: „Ich wollte auch gern Elektrikerin werden, aber es gab hier nur Mechatronik. Der Technische Leiter hat sich überzeugen lassen, und es wurde ein Ausbildungsgang Elektronikerin für Automatisierungstechnik eingerichtet.“ In ihrem privaten Umfeld, berichtet sie, seien viele „überrascht, dass ich mit allen so gut klarkomme. Hier macht es eben nicht viel aus, ob ich Mann oder Frau bin, ich bin ein Mensch.“

Für Auszubildende Jana Große war klar, dass es ein technischer Beruf sein soll: Ihr Vater ist Zerspanungsmechaniker. Die Firma THIELE hat sie in der 9. Klasse bei einer Berufsbildungsmesse kennen gelernt. Direkt am Stand führte sie ein Bewerbungsgespräch, kurzfristig war ein Praktikumsplatz frei, „und danach war klar, dass ich das zu hundert Prozent machen will.“

Für Karolina Grzelak kam ebenfalls nur ein technischer Beruf in Frage. Den Ausschlag für THIELE gaben sachliche Argumente: „Ich habe gesehen, dass sie hier Werkstoffprüfer ausbilden und dass das Unternehmen zweimal nacheinander Ausbildungsbetrieb des Jahres war.“ Ein Praktikum in den Osterferien überzeugte schließlich: „Es hat alles gepasst. Die Leute, die Arbeitszeiten, die Arbeit selbst.“

Hintergrund

„Für uns waren die weiblichen Bewerber schon immer gleich viel wert“, sagt Heike Hänsler. Sie ist Personalreferentin, Ausbildungsleiterin und zuständig für die Personalentwicklung bei THIELE. Das Selbstverständnis, mit dem hier Männer und Frauen traditionell in sämtlichen Bereichen zusammenarbeiten, sorgt dafür, dass alle sich wie eine „große Familie“ fühlen. Auch Heike Hänsler trägt dazu bei: Mit 19 war sie eine der ersten weiblichen Auszubildenden zur Textilmechanikerin in einem Textilunternehmen – sie weiß also, was die jungen Frauen in technischen Berufen bewegt. Mit ihrer offenen, zugewandten Art gewinnt sie auf Messen Schülerinnen fürs Praktikum und ist für sie im Betrieb ebenso wie für ihre Auszubildenden jederzeit ansprechbar, räumt ihnen Barrieren aus dem Weg und hält ihre Türen immer offen für sie. Mit dem Effekt, dass sich die jungen Frauen hier willkommen und als vollwertiges Mitglied eines erfolgreichen Teams fühlen. Und dafür braucht es keine großen Investitionen. An der Verbesserung der Unternehmenskultur können auch kleine Unternehmen arbeiten. Hier hängt Vieles von der Haltung der Führungskräfte ab.

Wirkung

Es hat eine Art „Eisbrecher-Effekt“, wenn junge Frauen sehen, dass sie nicht die einzigen sind, die sich für einen technischen Beruf interessieren – etwa weil weibliche Auszubildende bei der Ausbildungsmesse mit am Stand stehen oder wie Jana auf Einladung ihrer Schule vor den Mädchen sprechen. Das ermutigt die Schülerinnen, häufig gehen sie dann in das Unternehmen, das sie bereits auf einer Messe oder im Rahmen eines Praktikums kennen gelernt haben, wo die Schulkameradin arbeitet oder jemand aus der Familie. 

„Viele sagen auch: Da, wo es Mädels gibt, tut das dem Betriebsklima gut“, so die Ausbildungsleiterin. „Sie bringen mehr Nahbarkeit.“

Und außerdem, da sind sich Geschäftsführung und Ausbildungsleitung einig, kann man als Unternehmen, das gute Fachkräfte braucht, nicht auf vielversprechende weibliche Talente verzichten. 

Ausblick

THIELE möchte diese Offenheit den weiblichen Fachkräften gegenüber auch mit anderen Unternehmen teilen und so ist Karolina nun Ausbildungsbotschafterin im gleichnamigen Projekt der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer: In Veranstaltungen für Schüler/-innen, Eltern und auf Ausbildungsmessen bringt sie ihren Beruf näher und zeigt gerade den Mädchen, dass sie auch in technischen Berufen eine Karriere vor sich haben können.

Neben der Förderung der weiblichen Nachwuchskräfte setzt THIELE sich auch für zahlreiche andere Themen rund um die Vereinbarkeit und Arbeitgeberattraktivität ein und so ist THIELE bereits seit 2015 mit dem „Prädikat Familienfreundliches Unternehmen“ des Kompetenzzentrums Frau & Beruf Märkische Region zertifiziert.

Stimmen aus dem Unternehmen

„Ich wohne im Nachbardorf und habe mein Praktikum hier gemacht – ich war seit der 9. Klasse praktisch immer hier.“ (weibliche Auszubildende)

„Ich sehe keine Unterschiede, außer dass einem mal ein schweres Teil abgenommen oder eine Tür geöffnet wird.“ (weibliche Auszubildende)

„Hier wird fachlich so viel vermittelt. Auch wie sich um die Azubis gekümmert wird – man freut sich jeden Tag hierher zu kommen. Es macht einfach Spaß hier zu arbeiten.“ (weibliche Auszubildende)

Stand: Juli 2017

 

*MINT: Diese Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Firma
THIELE GmbH & Co. KG
Branche
Industrie
Produkte
Ketten (Förder- / Hebetechnik)
Standort
Iserlohn
Gründungsjahr
1935
Beschäftigtenzahl
350-499
Frauenanteil
13%
Unternehmen

Wurden die Ketten der THIELE GmbH & Co. KG bei der Gründung 1935 noch im Schmiedefeuer verschweißt, erleichtern mittlerweile automatische Biege- und elektrische Schweißmaschinen die schwere körperliche Arbeit. So ist THIELE heute eines der führenden Unternehmen im Bereich Förder- und Hebetechnik. Durch die zahlreichen Innovationen der THIELE GmbH zählt das Unternehmen inzwischen 5.000 verschiedene Produkte rund um die Kette zu seinem Sortiment.

Ansprechperson

THIELE GmbH & Co. KG
Heike Hänsler, Personal & Soziales
Werkstraße 3
58640 Iserlohn
Tel. 0 23 71 – 947 0
info@thiele.de
www.thiele.de

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