Titel
"Ein Sprung ins warme Wasser"Der Märkische Kreis fördert seine Führungskräfte mit einem speziellen Personalentwicklungsprogramm.
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Der Märkische Kreis versteht sich als moderner Dienstleister am Bürger. Aber auch in den Amtsstuben ist die Zeit nicht stehengeblieben. Denn als Arbeitgeber sorgt der Kreis mit seinem Nachwuchsführungskräfteprogramm „Qualifiziert leiten lernen“ für frischen Wind in der Personalentwicklung.

Praxisbeispiel

Mit rund 1.400 Beschäftigten ist der Märkische Kreis einer der größten Arbeitgeber der Region. Wie andere Arbeitgeber auch, erlebt der Kreis eine starke Veränderung durch die demografische Entwicklung. Bewährte Kräfte gehen in den Ruhestand – verhältnismäßig wenige rücken nach. Das gilt auch für die Führungsetagen. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat der Kreis bereits frühzeitig eine Personalentwicklungskommission eingesetzt und verschiedene Programme entwickelt. 

Das Nachwuchsführungskräfteprogramm „Qualifiziert leiten lernen“ gibt es bereits seit 2011. Das Programm findet alle zwei Jahre statt. Teilnehmen können 15 Personen – Voraussetzung ist eine fünfjährige Berufserfahrung. Jede Runde startet mit einer Kick-Off-Veranstaltung und endet mit einer Abschlussveranstaltung, bei der die Teilnehmenden ihre Projekte präsentieren und ihre Urkunde aus den Händen des Landrats entgegennehmen können.

Das Programm besteht aus fünf Modulen mit den Schwerpunkten Soft Skills und Kommunikation, die im Abstand von zwei bis drei Monaten stattfinden. Themen sind u. a. der Einstieg in die Führungsrolle, Zeitmanagement u. ä. Im sechsten Modul lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „Projektmanagement“. Währenddessen bearbeiten sie ein Projekt aus ihrem eigenen oder einem anderen Fachgebiet.

Fester Bestandteil des Programms ist ein internes Mentoring für bestimmte Themen. In einem Fragebogen geben die Nachwuchskräfte vorher ihren Bedarf an. Die Mentoren werden über einen internen Aufruf gesucht. Die Programmverantwortlichen achten darauf, ein offenes und stabiles Vertrauensverhältnis zu ermöglichen, indem nicht der/die eigene Vorgesetzte als Mentorin bzw. Mentor fungiert.  „Da kommt oft eine bunte Mischung heraus,“ resümiert Programmleiter Tobias Röbbecke, Stabsstelle Personalstrategie und Projektmanagement des Kreises. „Da arbeitet jemand, der eine soziale Ausbildung absolviert hat, mit einem Juristen zusammen, oder ein IT-ler mit der Kreisdirektorin. Das ist sehr konstruktiv und ermöglicht auch einen Blick über den eigenen Tellerrand.“

Das Programm wird jeweils rechtzeitig angekündigt und auch die Termine stehen frühzeitig fest. Das soll den Beschäftigten ermöglichen, sich ggf. um Kinderbetreuung zu kümmern. Auch ein Kinderbetreuungszuschuss wird gewährt. Das Programm findet während der Arbeitszeit statt – allerdings zusätzlich zu den normalen Arbeitsaufgaben. I. d. R. handelt es sich um ganze Seminartage.

Nach der Qualifizierung gibt es ein Personalgespräch, um auszuloten, wie die künftige Entwicklung aussehen kann.

Schwierigkeiten und Hindernisse

Für die Teilnehmenden bedeutet das Programm oft eine zusätzliche Belastung. Ist jemand aber erstmal dabei, muss er teilnehmen, auch wenn der Schreibtisch gerade voll ist. Um zu verhindern, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Pausen in ihren Büros verschwinden, finden die Seminartage meist extern und in entspannter Atmosphäre statt – auch, damit alle sich besser kennenlernen und Netzwerkpflege betreiben können. Aus demselben Grund können auch frühere Fortbildungen o. ä. nicht „angerechnet“ werden. Alle Teilnehmenden sollen das ganze Programm absolvieren. Bei Schwangerschaft oder Elternzeit gibt es aber die Möglichkeit zu pausieren oder – bei Teilnahme – sich die Stunden gutschreiben zu lassen.

Auch für die Organisatoren bedeutet das Programm u. a. durch die notwendigen Ausschreibungen regelmäßig einen hohen Aufwand. Tobias Röbbecke betreut die gesamte Durchführung als fester Ansprechpartner.

Wirkung

Wirkung

Tobias Röbbecke ist davon überzeugt, dass „Qualle“ nicht nur ein sinnvolles Personalentwicklungsinstrument ist: „Wir können jetzt Führungskräfte aus den eigenen Reihen rekrutieren und sind nicht mehr so sehr auf externe Bewerberinnen und Bewerber angewiesen.“ Zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von 2011 sind inzwischen Führungskräfte. Aus den neuen Jahrgängen übernehmen rund ein Drittel sofort eine Führungsrolle, ein weiteres Drittel ist auf jeden Fall bereit, später so eine Position einzunehmen.  „Natürlich gibt es auch immer wieder Beschäftigte, die während des Programms feststellen, dass ihnen Führungsverantwortung nicht liegt. Eine Pflicht, Führungskraft zu werden, gibt es selbstverständlich nicht und wir respektieren auf jeden Fall die Entscheidung jedes einzelnen. Dennoch: Die Motivation, sich auf diesen Weg zu machen, ist sehr hoch“, so Röbbecke. Wer später seine Meinung ändert, kann die Qualifizierung auf jeden Fall nachholen.

Teilnehmende schätzen den berufs- und fachgruppenübergreifenden Netzwerkcharakter des Programms. Sowohl das Netzwerk als auch die Kontakte aus dem Mentoring bleiben oft über das Ende der Qualifizierung hinaus bestehen. Einig sind sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass das Programm eine gute Vorbereitung auf die Führungsaufgabe ist, „man nicht einfach so ins kalte Wasser geworfen“ werde.

Ausblick

Ausblick

Der Märkische Kreis will das Programm auf jeden Fall weiterführen. Einzelne Aspekte, wie das Mentoring, sollen ausgebaut werden. Zwei freiwillige, vorgeschaltete Workshops sollen zusätzlich für Orientierung sorgen: Ist das Programm was für mich? Und ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

Außerdem soll ein mehrschichtiges System für die Berufswegplanung aufgebaut werden, zu dem auch ein Angebot zur Fremd- und Eigenwahrnehmung sowie ein intensiverer Führungskräfteaustausch gehören soll.

 

Stand: September 2021

Firma
Märkischer Kreis
Branche
Verwaltung
Produkte
Öffentliche Verwaltung
Standort
Lüdenscheid, Altena, Iserlohn
Gründungsjahr
1975 nach Gebietsreform
Beschäftigtenzahl
>1000
Frauenanteil
60%
Unternehmen

Der Märkische Kreis vereint 15 Städte und Gemeinden unter einem Dach. Mit 1.060 km² Fläche und rund 415.000 Einwohnern zählt er mit zu den größten Kreisen Deutschlands und ist ein erfolgreicher Industriestandort im Grünen. Als öffentlicher Dienstleister ist die Kreisverwaltung für die Menschen im Märkischen Kreis, für die Unternehmen und Institutionen da.

Ansprechperson

Märkischer Kreis
Anika Grennigloh
Stabsstelle 120 – Personalstrategie und Projektmanagement
Heedfelder Straße 45
58509 Lüdenscheid
Tel. 0 23 51 / 966 - 62 30
Fax. 0 23 51 / 966 - 62 10
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